Zum Tod von Gunther Kaschlun

Auch wenn seine nachlassende körperliche Konstitution ihn in letzter Zeit daran hinderte, unsere Arbeit aktiv zu unterstützen -  die Nachricht vom Tod des ERRV-Ehrenvorsitzenden Gunther Kaschlun erfüllt uns mit tiefer Trauer. 

Gunther Kaschlun hat sich um den Essener Rudersport seit seinem Eintritt in den ETUF 1951 große Anerkennung und Verdienste erworben. Zunächst mit einer beispielhaften Karriere als Rennruderer: Deutsche Jugendmeisterschaft im Achter 1952, Start bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne, mehrere Deutsche Meisterschaften im Zweier mit Steuermann und im Vierer ohne Steuermann und 1957 wurden sein Talent und Trainingsfleiß mit der Goldmedaille bei den Europameisterschaften, damals dem weltweit höchsten Internationalen Ruderwettbewerb, in Duisburg belohnt. 

1960 verpasste er im Zweier mit Steuermann nach einer Rennfolge von Sieg zu Sieg, einschließlich der Deutschen Meisterschaft, im damaligen Ost-West-Ausscheidungsrennen nur durch unglückliche Umstände die Qualifikation gegen die späteren Goldmedaillengewinner aus Gelsenkirchen. 

Nach seiner Karriere auf den internationalen Regattabahnen kehrte er als Schiedsrichter – später mit internationaler Lizenz – auf die Regatten zurück. 1974 wählten ihn die Essener Rudervereine zum Vorsitzenden des Regattavereins. Als Chef der Hügelregatten führte er sie aus kritischer Lage wieder zu einer renommierten internationalen Regatta und war darüber hinaus regelmäßig Gastgeber für Deutsche und Internationale Meisterschaften. Er verstand es, durch intensive, kontinuierliche und ideenreiche Arbeit nicht nur die weltbesten Mannschaften für den Baldeneysee zu begeistern und sie hierdurch  nach Essen zu holen, sondern auch das Vertrauen vieler Persönlichkeiten aus Politik und Sportverbänden zu gewinnen.

Dank seines vorbildlichen Einsatzes und seiner anspruchsvollen Zielsetzungen fand er in den Essener Rudervereinen stets aufgeschlossene Mitwirkende. Ein Stück Essener Sportgeschichte sind die Treffen von Sportlern und Funktionären aus der Bundesrepublik mit denen aus  ehemals sozialistischen Ländern einschließlich der DDR in der Ruhrlandkaserne auf der Dilldorfer Höhe. Mit Stil und geschliffenen Worten in deutsch, englisch und französisch, gründlichen Sachkenntnissen und beispielhaftem Engagement wusste er seine Gäste bei jeder Gelegenheit  zu beeindrucken. 

Unvergessen bleibt beispielsweise seine Initiative, die Olympiamannschaft 1984 mit einem Empfang auf der Villa Hügel durch Berthold Beitz, damals Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, auf die Reise zu schicken.  In kameradschaftlicher Verbundenheit schuf er mit der Internationalen Wedau-Regatta die Regattakooperation Ruhr, durch die im jährlichen Wechsel eine Große Internationale Ruderregatta für das Ruhrgebiet auch in finanzieller Hinsicht gesichert werden konnte. 

Dem Leistungssport blieb Gunther Kaschlun auch nach 1991 als Ehrenvorsitzender des ERRV eng verbunden. Als Mitglied der Deutschen Olympischen Gesellschaft und regelmäßiger Teilnehmer der Veranstaltungen der Deutschen Sporthilfe hielt er die Kontakte zu Athleten anderer Sportarten.  

Gunther Kaschlun war ein eindrucksvolles Beispiel,  wie Leistungssportler sich nach ihrer Karriere mit ihrer Erfahrung dem Sport und ihrem Verein zur Verfügung stellen können. Für ihn war der (Ruder)Sport nicht nur Training, Wettkampf und Medaille, sondern eine lebenslange innere Verpflichtung und Bildung.  

Lang ist die Liste seiner Auszeichnungen, u.a. wurde er für seine Goldmedaille bei den Europameisterschaften beim 50. Jubiläum des DRV 1958 in Köln mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt; die Plakette der Stadt Essen für hervorragende Sportführung erhielt er 1990; die Plakette für besondere Verdienste als höchste Auszeichnung des Deutschen Ruderverbandes für ehrenamtliche Tätigkeit auf dem Rudertag 1997 in Essen und die Sportplakette als ebenfalls höchste Auszeichnung des Landes NRW für Verdienste um den Sport. 

Der ERRV und mit ihm eine große Sportlergemeinde in Essen und weit darüber hinaus werden Gunther Kaschlun als zielstrebigen Mitstreiter in dankbarer Erinnerung behalten. Unsere Anteilnahme gilt seiner Frau Hildegard und seinem Bruder Walther.             

Eberhard Wühle